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„David“ und „Goliath“ für Kanalsanierung vereint

 

28. Dezember 2018 | Markus Lackner

Hagn Umwelttechnik hat wieder einmal mit Innovationsgeist eine Lösung gefunden. Die Problemstellung waren Undichtheiten beim Isarkanal unweit der Ortschaft Eitting im Nordosten von München.

Ähnlich einem Bypass zweigt der Mittlere-Isar-Kanal nördlich von München von der Isar ab, schlängelt sich rund 64 Kilometer durch Oberbayern, um bei Landshut wieder in die Isar zu münden. Dazwischen liegen rund 100 Meter Gefälle, welche für die Stromerzeugung genützt werden. Mit dem Bau wurde 1919 begonnen. Bedingt durch einen unter dem Kanal durchgeführten Straßentunnel kam es in der Vergangenheit unweit der Ortschaft Eitting zu Undichtigkeiten an der Kanalsohle. Deswegen wurde entschieden, den Werkkanal im Bereich des Eittinger Tunnels mit einer zusätzlichen Abdichtung auszustatten. Dazu der Projektleiter der Hagn Umwelttechnik Michael Altschäffl: „Im Winter, wenn es kalt wird, entstehen große Temperaturunterschiede zwischen der durch Erdreich geschützten Kanalsohle und jenem Bereich, der durch die Tunnelführung nach unten offen ist“. Dadurch kam es zu thermischen Spannungen, die letztendlich zu Rissen in der Betonsohle des Kanals führten.

Sorgfältiger Rückbau

Bevor man die Risse im betonierten Kanal sanieren konnte, musste der Dichtungsaufbau der im Jahr 2016 eingebauten zusätzlichen Abdichtung entfernt werden. Eine Lösung mittels Abbruchbagger im Kanal wurde schnell verworfen, da die bestehende Kanaldichtung aus Beton dieser Belastung vermutlich nicht standgehalten hätte. Die Lösung wurde in der Kombination von „David“ und „Goliath“ gefunden. „David“ war ein im Kanal befindlicher Schreitbagger mit nur 15 Tonnen Einsatzgewicht. Damit konnte der aus Sandmatten sowie Kunststoffdichtungsbahnen und betongefüllten Matten bestehende Aufbau gefühlvoll gelöst werden. Für das Ausheben der Materialien kam dann „Goliath“ zum Einsatz – ein Raupenkran mit etwa 1.000 Tonnen Einsatzgewicht und einem 140 Meter langen Ausleger. Durch die Länge des Auslegers und der Mobilität durch das Raupenfahrwerk konnte der gesamte Baustellenbereich von rund 150 Metern Länge abgedeckt werden. Doch wie sollte der Kran den Dichtungsaufbau übernehmen können? „Als einzige Lösung kam hier ein umgebauter und ferngesteuerter Sortiergreifer mit Hydraulikaggregat infrage“, erklärt Altschäffl. Weiters sei auch noch ein Absenken des Wasserstands im Kanal um rund vier Meter auf maximal zwei Meter notwendig gewesen. Sonst hätte der Baggerfahrer nasse Füße bekommen. Die Differenzwassermenge konnte in dieser Zeit über die Isar umgeleitet werden.

Auf diese Weise wurden insgesamt etwa je 5.000 Quadratmeter Sandmatten und Kunststoffabdichtungsbahnen zurückgebaut. Weiters mussten auch 64 betongefüllte Geotextilschläuche mit einem Durchmesser von rund einem Meter und einer Länge von rund fünf Metern mit dem Kran ausgehoben werden. „Diese Elemente mit einem Gewicht von etwa zehn Tonnen dienten als Auflast zur Sicherung der Kunststoffdichtungsbahn in den Kehlen des Kanals, beschreibt Altschäffl weitere Details.

Innovatives Sanierungskonzept

Parallel zum Rückbau kamen Industrietaucher zum Einsatz. Deren Aufgabe war zunächst das Reinigen des freigelegten Kanals mit Hochdruckspülanlagen. „Im Anschluss wurden die Risse mittels unterwassertauglichem Injektionsmörtel verfüllt. Auf die Frage, warum der Kanal nicht vollständig entleert werden konnte, weiß Altschäffl zu antworten, dass das nicht möglich gewesen sei, weil eine Restwassermenge für die Kühlung des Heizkraftwerks München Nord benötigt worden war. Als „Gleitschicht“ über der abgedichteten Betonsohle wurden entlang der Kehlsohle mit Bentonitsand gefüllte Schläuche verlegt. Die mit einem Langarmbagger – unterstützt durch den Schreitbagger – verlegten Schläuche haben eine Einzellänge von etwa vier Metern und einen Durchmesser von ungefähr 25 Zentimetern. „Darüber kamen dann noch einmal zwei Meter breite Bentonitsandmatten, die in Flussrichtung mittig auf der Kehle eingebaut wurden“, beschreibt Altschäffl und fügt hinzu, dass Bentonit im Gegensatz zu Beton ein nicht aushärtender Baustoff sei. Darum habe dieses Material auch eine gute Wasseraufnahmefähigkeit, bleibe flexibel und bewahre sich dadurch auch die hervorragenden Eigenschaften als Dichtmittel. Anschließend wurde noch flächendeckend eine zwanzig Zentimeter dicke Unterwasserbetonsohle hergestellt.

Da während der Sanierungsarbeiten in den Wasserkraftwerken kein Strom produziert werden konnte, war die Bauzeit auf lediglich sechs Wochen beschränkt. „Dank des innovativen Konzeptes und dem Engagement der Mitarbeiter konnte die ohnehin knapp kalkulierte Bauzeit noch um eine Woche unterschritten werden“, freut sich Altschäffl.

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