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Innovationsreichtum für Dammsanierung

 

20. Januar 2021 | Markus Lackner

Zur Sanierung eines Teilbereiches des Mittlere-Isar-Kanals kam im Auftrag der Stadtwerke München das Felbermayr-Tochterunternehmen Hagn Umwelttechnik zum Einsatz. Dank Innovationsreichtum und Erfindergeist konnte die Dammsanierung in der vorgegebenen Zeit beendet werden. Und das, trotz widriger Umstände wie vermuteter Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg und schwer vorhersehbarer Schadensbilder eines etwa 100 Jahre alten Kanals.

Nördlich von München wird ein Teil des Isar-Wassers in den Mittlere-Isar-Kanal ausgeleitet, um etwa 60 Kilometer weiter wieder in den viertlängsten Fluss Bayerns zu münden. Dazwischen liegen etwa 100 Meter Fallhöhe, die in sieben Kraftwerken zur Stromerzeugung genutzt werden. Doch der vor etwa 100 Jahren errichtete Kanal ist in die Jahre gekommen. Somit sind auch immer wieder Maßnahmen zur Dammsanierung notwendig – meist mit bautechnisch nah an der Machbarkeitsgrenze liegendem Anspruch.

Schadensbild am Kanal

Bei der wiederkehrenden Zustandserfassung stellten die Stadtwerke München einen erhöhten Sanierungsbedarf an der Haltung 5 des Kanals fest, sodass Instandsetzungsmaßnahmen nötig wurden. Die Schäden zeigten sich primär an einem Kanalabschnitt im Bereich des Moosburger Speichersees, wo der Alte Werkkanal in den Mittlere-Isar-Kanal mündet. „Dort waren Schäden an der Kanalauskleidung der Stichkanalinsel aufgetreten“, erklärt der Bauleiter der Hagn Umwelttechnik, Florian Pieringer. So sei die Dammauskleidung teils gebrochen und stellenweise undicht gewesen – ein Zustand, der auf Dauer zu Erosionen führen könnte.

Schwierige Baustellenaufschließung

„Unsere Aufgabe war es, ein Konzept zu entwickeln und umzusetzen, um die Stand- und Betriebssicherheit für mindestens 50 weitere Jahre zu gewährleisten, sodass keine weiteren Abstellungen beziehungsweise Dammsanierungen in diesem Bereich mehr notwendig sind“, fasst Pieringer den Auftrag zusammen. Doch schon die Baustellenaufschließung war problematisch. So war die zum Sanierungsbereich führende Brücke nur bis zu einer Traglast von neun Tonnen befahrbar. Notwendig war aus baubetrieblichen Gründen eine Befahrbarkeit für „SLW 60“ (Schwerlastwagen mit 60 Tonnen), sodass vom Bauherren vorgesehen war, zunächst in zweiwöchiger Arbeit einen Überfahrtdamm zu errichten. Weiterhin war – um das Baufeld trocken legen zu können – im Unterwasser ein sogenannter Fangedamm mit Oberflächenabdichtung nötig. Von diesem wurde auch über eine Rampe die Zufahrt zur Baustelle möglich gemacht. Um das bewerkstelligen zu können, war zudem die Wiederherstellung eines ein Kilometer langen Dammhinterweges notwendig. Erst dann konnte mit den eigentlichen Arbeiten der Dammsanierung begonnen werden.  

Baukonzept für Kanalsanierung

Da die Sanierung derartiger Bauwerke nicht mit 08/15-Lösungen aus dem Angebotsportfolio klassischer Bauunternehmen durchgeführt werden kann, zeigte sich hier in besonderem Maß der Erfindergeist und das Innovationspotenzial der Hagn Umwelttechnik. So wurden auf der Suche nach der wirtschaftlich sinnvollsten und zügigsten Realisierung, zusammen mit dem Bauherren, viele Lösungen diskutiert und auf Umsetzbarkeit geprüft.

Eine dahingehend besondere Problemstellung war die maximale Belastbarkeit des bestehenden Dammkörpers mit nur zwölf Tonnen sowie die Entwicklung eines speziellen Betons für die Oberflächendichtung. „Für eine optimale Einbaubarkeit und Oberflächenbeschaffenheit musste der Beton entsprechend weich, aber dennoch ausreichend widerstandsfähig für die mechanische Beanspruchung sein,“ beschreibt Pieringer die Problemstellung. In Zusammenarbeit mit den Planern und der Technischen Universität München wurde ein Betonrezept erarbeitet, das diese Eigenschaften erfüllen sollte. Mittels dreier Probefelder auf den steilen Böschungen wurden die Eigenschaften des Betons auf seine Praxistauglichkeit geprüft und positiv beurteilt. Somit konnte mit den flächendeckenden Sanierungsmaßnahmen begonnen werden.

​​​​​​​​​​​​​​Auch wenn 2013 bei Sofortmaßnahmen die Standsicherheit der Stichkanalinsel bereits durch Spundwände gesichert wurde, waren nach der Trockenlegung des Kanals weitere Schäden an der mehr als hundert Jahre alte Bausubstanz zu beheben. „Beim Bauen am Bestand, vor allem bei Bauten, die schon um die Jahrhundertwende errichtet wurden, ist das vorher oft nur schwer zu beurteilen“, weiß Pieringer aus Erfahrung. So war beispielsweise die wasserseitige Böschung der Stichkanalinsel grundlegend neu aufzubauen. Das brachte einen deutlichen zeitlichen Mehraufwand mit sich. „Mit großem Einsatz für Planung und Koordination schafften wir es aber, den Ruf der Hagn Umwelttechnik bei Auftraggebern und Ingenieurbüros weiter zu festigen“, freut sich Pieringer. Somit konnte der Termin Ende 2020 für die Kanalbefüllung und damit auch für die Wiederaufnahme der uneingeschränkten Energieerzeugung gewahrt werden. Zur Freude des Auftraggebers und auch des Teams der Hagn Umwelttechnik.