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Revolutionäre Gewässerabdichtung für Isarkanal

 

12. August 2013 | Markus Lackner

Anfang März begann das Felbermayr-Tochterunternehmen Hagn Umwelttechnik mit der Sanierung des Isarkanals nördlich von München. Erstmals wurde dabei der Beton zur Sohlendichtung unter Wasser und bei Strömung eingebaut. Das dazu entwickelte Verfahren hat sich bestens bewährt und wurde zur Patentierung angemeldet.

Seit der Fertigstellung des Isarkanals sind rund 80 Jahre vergangen. Zweck des über weite Strecken parallel zur Isar geführten Kanals ist die Stromgewinnung – sieben Kraftwerke nützen ein Gefälle von etwa 100 Metern. Das erlaubt eine jährliche Stromproduktion von etwa 130 Megawatt. Im Zuge einer Inspektion des etwa 64 Kilometer langen Kanals wurden auf einigen Teilstrecken sanierungsbedürftige Schäden bekannt. Dabei handelt es sich größtenteils um altersbedingte Erosionserscheinungen an der Betonoberfläche und in der nicht betonierten Erdsohle. Um auch weiterhin die Dichtheit des Kanals sicherzustellen, standen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an. Felbermayr wurde mit zwei insgesamt drei Kilometer langen und bis zu vierzig Meter breiten Kanalabschnitten beauftragt.

„Betonmatratze“ als Dichtungselement

„Da die Trockenlegung des Kanals nur mit sehr hohem technischen Aufwand möglich ist und auch die Stromproduktion während der Sanierungsarbeiten fortgesetzt werden sollte, war die Aufgabenstellung sehr schwierig“, erinnert sich der Leiter der Hagn-Umwelttechnik Michael Altschäffl. Es musste ein System entwickelt werden, das bis zu sieben Meter unter der Wasseroberfläche eingebaut werden kann, aber dennoch die hohen Qualitätsanforderungen des Auftraggebers erfüllt. Die Wahl fiel schluss­endlich auf das System einer wabenartig aufgebauten Luftmatratze, die unter Wasser verlegt und anschließend mit Beton verfüllt wird. Diese textilartig aufgebauten Matten werden zwar schon länger im Tiefbau verwendet, der korrekte Einbau unter Wasser und bei Strömung erfordert allerdings spezielle Maßnahmen und ist nur sehr schwer zu bewerkstelligen.

Die Bauphasen

Vor dem Einbringen der vollflächig dichtenden Betonmatratzen musste noch der Untergrund aufbereitet werden. Zu Beginn wurden die Uferbereiche gereinigt und dann mit der Profilierung der Böschungen sowie der Gewässersohle fortgesetzt. „Dafür kamen Baggerstelzenpontons und GPS-gesteuerte Langstielbagger zum Einsatz“, erklärt Altschäffl. Um die Sohle exakt für das Verlegen der Matratzen vorbereiten zu können, wurden zuvor noch digitale Geländemodelle erstellt – dank der GPS-gesteuerten Bagger konnten diese am Computer errechneten Werte exakt auf das Flussbett übertragen werden. Mittels Klappschute wurden die entnommenen Sedimente anschließend etwa zwei Kilometer stromaufwärts transportiert und in einem Labor auf seine Belastung hin untersucht und anschließend entsorgt. Da der Kanal schon im 2. Weltkrieg bestand, wurden die Baggerarbeiten auch von Sprengstoffexperten begleitet. Für das Verlegen der Matratzen kam ein spezielles Verlege-Ponton zum Einsatz. Auf diesem etwa 30 Meter breiten und 60 Meter langen Ponton wurden die Dichtungsbahnen in der Breite der Gewässersohle aufgelegt und anschließend mit Beton verfüllt. Durch Verfahren des Pontons wurde dann die gefüllte Matte auf der Gewässersohle abgelegt. Die Mattensegmente für die beiden Böschungen wurden gleich mitverlegt, blieben aber noch der Länge nach aufgewickelt. Sie wurden erst unter Wasser, durch den Einsatz von Tauchern, an der Böschung verlegt und ebenso mit Beton verfüllt. „Da es keine praktischen Erfahrungswerte gab, auf die wir zurückgreifen hätten können, hat es etwas gedauert, bis die Baustelle ins Laufen kam“, bemerkt Altschäffl, der bis zu 130 Mitarbeiter gleichzeitig vor Ort hatte. So war beispielsweise auch der Beton über bis zu 80 Meter weit und zum Teil unter Wasser zu pumpen. Aber auch das Hochwasser und die extremen Temperaturen im Sommer forderten Team und Material. „Schlussendlich ist es uns aber gelungen, die Baustelle bis zum vereinbarten Termin im Oktober fertigzustellen“, freut sich Altschäffl und ist zuversichtlich, mit diesem neuen Verfahren auch beim Patentamt erfolgreich zu sein.

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